– Von Friedrich Bräuninger –
Mit einer sportlichen Spitzenleistung von 60 (!) Bruttopunkten nach zwei Runden hat der 16-jährige Pascal Ferreira-Schramm die Deutschen Meisterschaften der Golfer/innen mit Behinderung im fränkischen Abenberg vom 6. bis 7. August gewonnen. Der für den Golfclub München Aschheim startende Schüler zählte nach seiner völlig überraschenden Silbermedaille im Vorjahr zwar durchaus zum engeren Kreis der Favoriten, doch dass er diesmal seine Konkurrenten so weit würde abhängen können, hatte niemand erwartet. So verwies Pascal Ferreira-Schramm den Vorjahressieger Michael Mittelhammer vom GC Gerolsbach mit 55 Punkten auf den zweiten Platz, Katharina Pegau (Golf Valley) wurde Dritte (45 Punkte).
Der Erfolg des Kirchheimer Schülers mit einer Gehbehinderung ist umso beeindruckender, wenn man berücksichtigt, dass er in der Kategorie „Bein“ mit einem Handicap von 11 abschlug, während viele andere Spieler/innen mit deutlich besseren Spielvorgaben an den Start dieses zweitägigen und vom Deutschen Golfverband (DGV) veranstalteten Turniers gingen. Timo Klischan vom GC Motzener See aus Berlin (Kategorie „Arm“, 57 Punkte ) und Andreas Süli (GolfRange Augsburg, Kategorie „Sonstige ohne Beeinträchtigung des Schwungs“, 57 Punkte), die über mehrere Jahre das Turniergeschehen dominiert hatten, mussten den imaginären Titel eines „Spitzenspielers im deutschen Behindertengolf “ an den Aschheimer Youngster abgeben.
Pascal Ferreira-Schramm hatte sich – soweit seine schulischen Schwerpunkte dies zuließen – intensiv auf dieses Turnier mit 43 Teilnehmern/innen (gespielt wurde in acht Behinderungs-Kategorien: Arm, Bein, Hörbehinderung, Rollstuhl, Sehbehinderung, Mental, Behinderungen mit und ohne Beeinträchtigung des Schwungs), vorbereitet. Wenige Tage vor den Deutschen Meisterschaften hatte er noch an einem Inklusionsturnier (Behinderte und Nichtbehinderte im Heim-Kiechle-Cup) seines Heimatclubs teilgenommen und dort den zweiten Platz belegt. In Abenberg war seine Taktik diese: „Lieber verzichte ich auf eine weitere Proberunde und gebe meinen Schlägen auf dem Übungsgrün noch etwas mehr Präzision“, so der 16-Jährige.
Erstmals vor vier Jahren war Pascal bei einer Präsentation in der Schule mit dem Golfsport in Berührung gekommen. „Das hat mir gut gefallen und mich sehr angespornt“, erinnert er sich. Im GP München Aschheim fand er zu den „Handicap Stars“, einer Gruppe von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Behinderungen, die von der spezialisierten Proette Elizabeth Höh fortlaufend und erfolgreich trainiert werden. Dabei geht es laut Höh nicht um sportliche Höchstleistungen, sondern vielmehr um Stärkung des Selbstbewußtseins und gesundheitsfördernde Übungen via Golfsport.
Mit Pascal Ferreira-Schramm haben nicht nur die „Handicap Stars“ ihren neuen Star. Der junge deutsche Meister aus Aschheim (neues Handicap: 8,9) ist auch bei den Ligaspielen der Jugendmannschaft mit ganz vorn und trainiert momentan bei einem Leistungs–Förderkurs seines Mannschaftstrainers Peter Karz in Garmisch-Partenkirchen.
Jochen Hornig, Geschäftsführer des Golfparks München Aschheim, sieht sich in auf seinem Inklusions-Weg (gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung) bestätigt: „ Auch und gerade bei gesundheitlichen Einschränkungen ist kaum ein Sport besser geeignet als Golf. Mit unserem Deutschen Meister Pascal haben wir dafür einen auch leistungssportlich herausragenden Botschafter.“
Das wird hoffentlich auch der Deutsche Golfverband so sehen, denn auf internationalem Parkett brauchen die deutschen Behindertengolfer dringend Verstärkung. Bei den Turnieren der European Disabled Golf Association (EDGA) spielen die Teilnehmer aus Germany bislang allenfalls eine Nebenrolle. Das aber könnte sich mit Pascal Ferreira-Schramm bald ändern.