– von Ulla B. Karsten –
Gut wenn man Freunde hat, die sportlich genug sind, der hiesigen Winterstarre zu trotzen. Ohne lange zu fackeln, buchten sie mich bei der AirBerlin dazu und komplett war unser Vierer-Flight. Bei Ankunft auf dem Flughafen Enfidha – zwischen Hammamet und El Kantaoui – war der bayerische Schnee vergessen, der Abhol-Service klappte optimal, das Einchecken erfolgte reibungslos und die Zimmer waren einladend, auch beheizt, was um diese Zeit sehr angenehm ist; morgens und abends ist es noch sehr frisch und feucht.
Die Pauschalreise für knapp 600 € umfasste ab München den Hin- und Rückflug, sieben Tage/Übernachtungen, Halbpension und ein 4-Tage Golfpaket (www.berge-meer.de): Zweimal Golf “Les Oliviers” und zweimal Golf “La Fôret”.
Und weil wir nach der langen Winterpause unseren “Golfhunger” noch nicht gestillt wußten, buchten wir über unsere Hotelrezeption noch Tee-Times für “Golf Yasmine”. Volltreffer: Der Platz liegt, etwas überspitzt gesagt, in einer Mulde, wird also von Wind und Wetter besser geschützt. Hier reift schon der erste rote Pfeffer an den Seiten der Spielbahnen und zauberhafte Blümchen weckten Frühlingsgefühle.
Anders dagegen die beiden Plätze im “Golf Citrus”-Verbund. Sie sind sehr großflächig angelegt, so daß der tunesische Winter dort durchaus heftige Spuren hinterlassen kann. “Les Oliviers” ist interessant und abwechslungsreich, und “mancherorts mit Besserlegen” prima zu bespielen gewesen, die üppigen Olivenbäume werden wohl erst im tunesischen Sommer ihren Charme einbringen.
“La Fôret” hingegen braucht noch sehr viel mehr Engagement durch Investoren, um die langen Wege “durch die Natur” spannender zu gestalten; aus dem Gelände ließ sich viel “herausholen”, vermutlich, wenn es mehr Silberlinge gäbe…. Auf dem “Yasmine”-Golfplatz spürt man enormes Interesse einzelner Hotels, diesen Platz als Vorzeiger zu erhalten. Die geplante und begonnene Platzerweiterung wurde mit den Beginn der Revolution abrupt gestrichen.
Ein Land, das keine Regierung und keine Verfassung hat, also wahlunfähig ist, ist blockiert. Als Besucher spüren sie es, wie verunsichert die Einheimischen sind. Und keine Frage, dieses Land braucht seine Touristen. Golfer sind beliebte Gäste, die Gründe liegen auf der Hand: Tunesien lebt vom Tourismus. Nur – der leichte, lockere Charme der Händler ist derzeit tiefgefroren, nicht einmal zum Handeln fehlt ihnen die Lust. Und wer von uns will in einem Bazar mit den Schlaufüchsen um jeden Dinar fuchsen, wenn man spürt, dass jeder Cent bitterlich gebraucht wird?
Der Schnäppchen-Versuch ist geglückt. Wir haben unsere Golfwoche sportlich genossen, haben die Sonne gesehen, andere Gerüche wahrgenommen. Kurz: Tapetenwechsel ist angesagt, wenn uns hierzulande der Schnee fest im Griff hat. Dennoch: Zwiebellook zum Spielen und abends dicker Pullover sind im Februar in Tunesien angesagt.